19.4.07

[22] "Barça, Barça, Barça"

Zum ersten Mal war ich bei einem Heimspiel von FC Barcelona (beim Stadtderby wars ein Heimspiel von Espanyol) und habe wahrscheinlich das beste Spiel der Saison gesehen: 5:2 gewann Barça gegen den Schuster-Club Getafe.
Mit dabei war das Tor der Saison von Messi ganz im Stile von Madona! Wir saßen sehr nahe am Block der Auswärtsfans, die aber zum Glück nur Stimmung und kein Stunk gemacht haben.
Das Stadion ist wahnsinnig groß, trotzdem kann man auch von den "schlechten" Plätzen ausgezeichnet sehen. Stimmungsmäßig ist es nicht mit der Bundesliga zu vergleichen. Es gibt keinen Stadionsprecher, keine Stadionanomation (keine Spiele in der Halbzeit, keine Musik vor oder nach dem Spiel) und außer "Barça, Barça"-Rufen, Beifall und Pfeifen kommt von den Rängen nicht sehr viel, was echt schade ist. Der größte Unterschied zu deutschen Stadion sieht man in der Halbzeitpause: Während man in Deutschland sich eine schöne Stadionwurst mit einem schönem Bier holen geht, bleibt man hier in Barcelona brav sitzen, packt sein "Bocadillo" (belegtes Brötchen) aus der Alufolie aus und trinkt mitgebrachte Getränke. Und das machen echt alle, als ob es ein heiliges Ritual wäre! ;)

Wenn ihr das Tor noch nicht gesehen habt, findet ihr es hier:
http://www.elpais.com/videos/copa/Messi/2-0/28/elpvid/20070418elpepucop_3/Ves/

6.4.07

[21] ¡Hola!

Seit meinem letzten Eintrag ist viel Zeit vergangen, und einiges hat sich ereignet:

Auf das Neue Jahr habe ich mit meinen Mitbewohnern bzw. Freunden aus Barcelona in Berlin angestoßen. Ende Januar und Anfang Februar habe ich Klausuren geschrieben, und aus schierem Größenwahn gleichzeitig auch noch einen Intensivkatalankurs belegt; beides ist aber zufrieden stellend verlaufen. In der darauf folgenden Zeit habe ich dann Besuch von Familie und Freunden bekommen, einen Schiffführerscheinkurs angefangen, Karneval (sehr zurückhaltend) gefeiert und gestern bin ich von einem 7-tägigen Trip, der quer durch Spaniens Süden verlief, zurück gekehrt.

So langsam macht ich mir Gedanken über die Zeit nach BCN, aber eigentlich denke ich dann nur, dass es doch noch nicht zu Ende sein kann!! So viel will ich doch noch machen, so viel gibt es noch zu sehen! Das soll es doch noch nicht gewesen sein! Deswegen nehme ich mir fest vor, die letzen Monate bestens zu gestalten (und mich langsam an die Rückkehr zu gewöhnen).

[20] Viaje al Sur de España

Man nehme Sevilla, Málaga, Córdoba, Granada. Man fügt hinzu: 7 Tagen und einen Minibus. Und vermischt das ganze mit zwei Italienerinnen, einer Katalanin, einer Costaricanerin, zwei Deutschen, einem Holländer und einem Argentinier. Fertig ist eine großartige Entdeckungsreise durch den Süden Spaniens: Andalusien. Dort scheint eigentlich immer die Sonne, wir haben aber trotzdem Regenwolken und Wind gefunden. Machte aber gar nichts, denn bei guter Stimmung und vollem Programm hatten wir gar keine Möglichkeit uns zu beklagen. Genächtigt haben wir sehr abwechslungsreich: in einer Jugendherberge in der wilden Innenstadt Sevillas, in einem Ferienhaus direkt am Strand des Mittelmeers und in einem Bauernhaus mitten im Nirgendwo inklusive Englischer Bewirtung und Kuhgestank. Wir haben viel erlebt und auch viel gelacht: UNO gespielt, Toros bejubelt, Flamenco geklatscht, im Meer gebadet, die höchsten Berge beklettert und all das auf vielen (mehr als 1000!) Fotos dokumentiert.

Wenn du sie dir alle anschauen willst, kannst du das gerne tun:

http://picasaweb.google.com/Ruzulo

[19] Carnaval

Auch in Katalonien wird Karneval gefeiert, wenn auch lange nicht so intensiv wie in Köln oder Mainz. Für den großen Auftritt in der Disco haben wir uns verkleidet, ich als stilechter Cäsar. Leider wurde mein IKEA-Umhang schon auf der Hinfahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln als solcher entlarvt, und dann ist er auch noch bei meiner ersten Tanzeinlage zu Boden geglitten. Zum Glück hatte ich eine Hose an, und wegen meinem „Jesuslatschen plus weiße Tennissocken“ -Outfit hatte ich alle Lacher auf meiner Seite. So wurde es ein sehr witziger Abend, doch nächstes Jahr feiere ich lieber wieder in Köln.

„Rooot, rooot, rooot, rooot sind die Roooooosen!“

Mehr Fotos gibt's hier:
http://picasaweb.google.com/Ruzulo/Carnaval

[18] Fußball-Klassiker

Es ist Sonntag, 17:55. Verbissen wird um jeden Ball gekämpft, kein Meter wird dem Gegner geschenkt. Beherzte Zweikämpfe und wilde Gestikulationen vermischen sich mit Keuchen und Stöhnen ermüdeter Spieler. Das Laufen fällt immer schwerer, die Bewegungen werden immer hektischer, abrupter. Laute Schreie gellen über das Spielfeld, aber niemand sie richtig wahr. Allen ist klar, das nächste Tor wird diese Begegnung entscheiden und auch die Zuschauer sind sich der Ernst der Lage bewusst; sie verharren bewegungslos am Spielfeldrand, verfolgen gebannt den Ausgang dieser Partie. Lange hat die Europäische Mannschaft klar geführt, ja praktisch den Gegner vorgeführt, der sich selbst das Leben zu schwer gemacht hatte, durch schlechte Abstimmung und schlechtem Zusammenspiel. Doch die daraus resultierende Überheblichkeit der Europäer hat sich gerecht, die Südamerikaner kamen zurück ins Spiel und schafften überraschend den Ausgleich. Das Spiel ist absolut ausgeglichen. Jetzt entscheiden nur noch das Glück und der Wille. Und dann kommt sie, die alles entscheidende Aktion des Spiels. Die Europäer haben Einwurf in der Nähe des gegnerischen Strafraums. Der gelockte Holländer kommt auf glückliche Art an den Ball und kann ihn sogar kontrollieren. Jeder auf dem Feld erwartet nun ein Abspiel, einen Verstolperer oder einen verlorenen Zweikampf, denn der Holländer hatte heute einen rabenschwarzen Tag erwischt. Aber für alle völlig überraschend legt er sich den Ball auf den rechten Fuß, er schießt, der Ball fliegt Richtung Tor und kann nicht mehr vom argentinischen Torhüter pariert werden. TOR! TOR! TOR! Das Spiel ist entschieden, der Sieger ist Europa und der Held ein Holländer!
Die Bilder zum Spiel gibt es hier: http://picasaweb.google.com/Ruzulo/DerFuBallKlassiker

19.12.06

[17] Javiers Foto

Ich wohne ja mit Argentiniern zusammen, und einer davon ist Javier, (Lebens-)Künstler von Beruf.
Wir haben gerade seine Bilder ins Netz gestellt, schaut sie euch mal an, ich finde sie richtig gut.

http://picasaweb.google.com/Ruzulo/JaviersFotos

Frohe Weihnachten, und wenn wir uns nicht mehr sehen einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

10.12.06

[16] Der Katalane an sich - 2. Versuch

Ein Blick über den Tellerrand hilft ja bekanntlich die Sache besser zu beurteilen. Die Tage in Valencia haben mir 2 Dinge klar gemacht:
1. Ich dachte immer, die Sache, dass der Katalane nicht unbedingt Spanisch auf der Straße spricht, wäre nicht weiter wichtig für meinen Aufenthalt. Klar, man versteht die Leute nicht, wenn sie sich untereinander unterhalten, und wenn man mit ihnen redet, redet man nicht ihre Muttersprache. Aber das ist doch nicht so wichtig, dachte ich.
Naja, jetzt weiß ich, dass es einen gewaltigen Unterschied macht. Ich war die ganze Zeit in Valencia total überrascht, wenn die Leute in der Straße auf einmal Spanisch untereinander sprachen, à la: Wow, ich verstehe die ja. Man geht in ein Café oder in eine Bar, und man versteht was der Kellner will und muss nicht raten, und man muss ihn schon gar nicht bitten, doch auf Spanisch zu reden. Man kann sich mit den Leuten in ihrer Sprache unterhalten; in Valencia kam ich mir endlich mal nicht als Bittsuchender, sondern als Gesprächspartner vor. Das alles bedeutet jetzt nicht, dass es hier in Katalonien alles schrecklich ist, jedoch beeinflusst die katalanische Sprache und vor allem ihr Gebrauch doch stark meinen Aufenthalt hier in Spanien.

2. Vergliechen mit den Leuten in Valencia, ist der Katalane ein verschlossender, abweisender Zeitgenosse, dem jeder Fremder am Po vorbei geht. In Valencia sind die Leute erfreut, dass wir gut Spanisch sprechen, sie helfen einem bei sprachlichen Problemen, und unterhalten sich einfach mit einem. Hier passiert das nicht: Die Bedienungen in der UAB z.B. reden nur Katalan, obwohl sie sofort merken, dass ich Ausländer bin und sichtlich kein Katalan kann. Mehr als zuvor komme ich mir jetzt wie ein "girri" - wie ein Ausländer - vor, der jedeglich geduldet, nicht aber erwünscht ist.

(Keine Sorge, mir gefällt es hier außerordentlich, aber ein paar Dinge regen mich einfach auf)

[15] Valencia - hartes Ende

Sonntag, sehr früh: 1:35 Uhr in Valencia, Busbahnhof.
Wir drei warten auf den langersehnten Bus, der uns endlich nach Barcelona bringen soll. Den Arsch halbabgefroren vor Kälte, verschnupft und mit Halsschmerzen wollen wir nur noch ins Warme um zu schlafen.
1:39 Uhr
Juchu, der Bus kommt, sogar richtig pünktlich, ist doch eigentlich untypisch für Spanien. Egal, nur noch schnell den Rucksack in den Gepäckraums schmeißen und dann schlafen bis Barcelona. Wir zeigen die Karten vor und sind gedanklich schon längst, als der Busfahrer uns jäh in die Gägenwart zurück holt: "Das ist der Bus um 2.00 Uhr. Der Bus um 1.40 Uhr kommt gleich." Scheiße, also doch noch nicht pennen.
1:45 Uhr
Alles halb so schlimm, da kommt ja unser Bus. Auch eigentlich noch pünktlich. Wieder das gleiche Ziel: Möglichstschnell in den Bus, ins Warme, und dann Augen zu und schlafen. Aber wieder der Busfahrer: "No, no. Das ist der 1.45-Uhr-Bus, euer Bus ist noch nicht da." Naja, langsam ist es nicht mehr witzig. 2 Buse, 2 mal nach Barcelona, und 2 mal nicht unserer Bus? Kann doch gar nicht sein. Wir fragen ebenfalls wartende Passagiere, haben aber Pech, sind nämlich Katalanen, also extrem mundfaul und superunfreundlich. Das einzige was sie auf Spanisch sagen wollen, ist dass wir warten müssen. Danke du Esel!
1:55 Uhr
2 Buse die nach Barcelona fahren stehen vor uns, jede Menge Passagiere, die aus- und einsteigen, nur wir Maarten, Sebastian und ich, die 2 Esel-Katalanen, und 2 total verwirrte amerikanische Studenten stehen frierend rum und waren auf unseren Bus.
Jaja, da kommt er ja. Ist ja alles chaotisch, aber man ist ja in Spanien, südliche Sitten etc. Wir sind uns eigentlich sicher, dass das unser Bus ist, Sebastian und ich wollen gar nicht den Busfahrer fragen, steht doch Barcelona drauf, das ist unser Bus. Maarten fragt trotzdem höfflich, hätte er nicht machen sollen: Der Busfahrer kriegt einen Wutanfall, stürm lautschreiend und mit den Armen fuchteln aus seinem Bus und schreit: "Das ist nicht der verdammte Bus um 1:40 Uhr, dass ist nicht euer Bus. Bist du dumm?! DAS NICHT EUER BUS SEIN!!" Maarten kann gar nichts mehr sagen, und auch wir sind total perplex. Selbst die Esel-Katalanen hören auf ihr Katalanisch-Kaudawelsch zu reden und sind erst mal still.
2:05 Uhr
2 Buse sind schon nach Barcelona abgefahren. Wir frieren immer noch, und Maarten regt sich jetzt richtig über den Busfahrer auf. Die Amis sagen gar nichts mehr, die Esel-Katalanen schwätzen ihr eselisch. Es kommt ein Bus, aber nicht mit dem Namen unserer Firma. Unser Bus? Kann doch gar nicht sein, sage ich zu Sebastian. Der schweigt, und Maarten regt sich weiter auf. Der Esel-Katalane fragt nach, und - oh Wunder, oh Wunder - es ist unser Bus. Die 2 Busfahrer steigen aus, und schließen erstmal den Bus zu, um 20 Minuten Pause zu machen. Maarten tobt, ich friere. Schließlich fahren wir pünktlich unpünktlich um 2:30 Uhr Richtung Barcelona ab, wo wir dann auch um 8 Uhr morgens in Canuada Treintaytres in unsere Betten fallen: Gracias, senores!!

[14] Valencia

Zusammen mit Sebastian und Maarten fuhr ich für 3 Tage nach Valencia, um die 3. größte Stadt Spaniens kennen zu lernen. Das Wetter war prächtig (20° im Dezember!!) und die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind wirklich sehenswürdig :) Durch Valencia zieht sich ein ehemaliges Flussbett, dass jetzt einen großen Park, Spielplätze und futuristische Gebäude beinhaltet. Sehr atemberaubend!! (schaut euch hier die Fotos an: mein Album). Im Vergleich mit Barcelona schneidet die Stadt ganz gut ab. Es gibt viele weniger ausländische Terroristen äh Touristen und die Valencianer sind viel offener, freundlicher als der Durchschnittskatalane; am Anfang war es fast wie ein Schock freundlich angesprochen zu werden (aber dazu mehr unter "[16] Der Katalane an sich - 2. Version"). Aber Barcelona ist und bleibt einfach einzigartig und unerreicht. Leider haben wir uns während unseres Trips gegenseitig angesteckt, am Ende waren wir ein reisendes Krankenlazarett, das sich hustend durch Valencia schleppte und nur noch nach Hause wollte. Zuhause sind wir angekommen, aber erst um 8.00 Uhr Sonntag Morgen. Dazu mehr unter [15] Valencia - das harte Ende.



[13] Abschiedsfeier für Diego


Am Dienstag feierten wir einen würdigen Abschied für den besten Sohn von Canuda Treintaytres. Diego wird ausziehen Europa zu bereisen, und nur für einen Tag zurück kehren.
Wir versammelten uns, alle leicht betrübt ob des baldigen Verlustes eines einzigartigen Mitbewohners und Freunds, um dem Anlass würdig zu zelebrieren. Es wurde getrunken, es wurde gegessen (Argentinisches Fleisch), es wurde geredet, getanzt, geknutscht, geliebt und geweint; am Ende war jedem Besucher klar, dass dies mehr als nur eine Feier gewesen war, es war der Anfang von etwas neuem. Argentinien 2008 steht, viel Spaß beim Reisen, Diego!!

20.11.06

[12] Fotoalbum und Maarten's Blog

Ich habe mittlerweile ein Fotoalbum mit noch mehr Bildern angelegt, hier ist die Adresse:

http://www.picasaweb.google.com/Ruzulo
(findet ihr auch rechts in der Menüleiste)

Außerdem kann ich euch das Blog von Maarten, einem holländischen Erasmusmitstreiter und baldigem Mitbewohner, wärmstens empfehlen:

http://blogs.warwick.ac.uk/mhillebrandt
(findet ihr ebenfalls rechts in der Menüleiste)

[11] Wandern in den Bergen

7 Wagemutige zogen los um die Berge Kataloniens zu entdecken - und sind auch heil wieder zurück gekommen. Freitag nachmittags ging's los Richtung französische Grenze, nach 3 stündiger zügiger Fahrt und trotz aller Widrigkeiten (Nebel, sehr kurvige Straßen, kulturelle Unterschiede beim Benutzen der Fernlichter u.a.) kamen wir in unserer kalten Ferienwohnung an.
Dank gutem Essen, Trinken und einer voll aufgedrehten Heizung waren wir bald alle zufrieden, und nach einem kurzem aber sehr ausgelassenen Kartenspiel ging es früh ins Bett.
Samstag wanderten wir bei herrlichem Wetter durch Spaniens wichtigsten Nationalpark bis auf 2500m Höhe. Schaut euch die Bilder an, ich kann es nicht besser beschreiben.
Am Sonntag gab es dann noch einen kurzen Trip zu einem seit mehr als 60 Jahren verlassenen Dorf und dann mussten wir leider auch schon die idylische Bergwelt verlassen und uns wieder hinab in den Großstadtsumpf begeben.

Aber im Frühling kommt dann Teil 2 der Wanderung, und dann gehts noch höher hinaus.


31.10.06

[10] Der Katalane an sich

Der Katalane ist auf jeden Fall Iberer, das würde niemand bestreiten. Ob er jedoch Spanier ist, naja, ich würde dass nicht lauthals herausschreien. Natürlich besitzt er einen Spanischen Pass, aber als Spanier fühlt er sich nicht ganz wohl, lieber ist er doch einfach nur Katalane.

Katalanen sind anders, denn sie wurden unterdrückt. Nachdem Madrid Barcelona am Anfang des 18. Jahrhundert erobert hatte, und vor allem unter Franco ging es dem Katalanen nicht gut. Sie durften ihre Sprache (ja, es ist eine Sprache) nicht sprechen und hatten auch sonst nicht zu viel zu sagen. Dieses Opfergefühl ist ihnen geblieben, sie möchten auch gar nicht böser Herrscher sein.

Gerade weil sie schlecht behandelt wurden, wollen sie bei allen einen guten Eindruck machen. Das fängt bei der Stadtreinigung an, die 6 Mal am Tag ganz Barcelona herausputzt, und hört bei meinen freundlichen Mitstudenten auf, die mir jede Frage (egal wie dumm) hilfsbereit und freundlich auf Spanisch beantworten.

Aber ganz spurlos ist die Zeit der Unterdrückung nicht an ihnen vorbei gegangen. Wenn auch nicht verbittert oder traurig, so sind sie aber abwartend und zurückhaltend geworden. Meine Mitstudenten sind stets hilfsbereit, mich etwas gefragt (zum Beispiel wo ich herkomme) haben sie aber noch nicht. Sie bleiben gerne unter sich, was ich ihnen aber auch nicht verüblen kann, gibt es hier doch Horden von uninteressanten Erasmusstudenten.

Jeder Zurückhaltung legt der Katalane jedoch ab, wenn es um seine Identität oder um seinen Fußballclub geht. Letzte Woche musste erst wieder ein hochrangiger Spanischer Politiker und Polizeischutz aus einer Versammlung escotiert werden, da er etwas gegen die katalanische Sache gesagt hatte. Barca ist Kataloniens Nationalmannschaft, und nach der Niederlage letzte Woche gegen Real waren hier alle deprimiert, einschließlich mir.
Und kennt man sie ein bisschen besser, dann merkt man, dass sie doch Spanier sind, so laut und viel und hitzig wie sie sprechen.

Oft muss ich über den Katalanen lachen, wenn er wieder einmal auf die Straße geht um gegen die soziale Ungerechtigkeit zu demonstrieren („Wir werden niemals ein Haus in unserem Scheißleben haben“), oder wenn er die hier sehr beliebte VoKuHiLa-Frisur mit Rastas kreuzt und dazu noch das versiffte Ché-Hemd trägt. Der Katalane an sich macht gern stunk, denn es könnte ja schnell passieren, dass er wieder unterdrückt wird.

Der Katalane gefällt mir, einfach deswegen, weil er gleichzeitig natürlich und kompliziert ist. Man muss ihm Zeit und sich Mühe geben, wenn man ihn verstehen will. Der Weg dahin ist nicht kurz und auch nicht einfach, aber bisher macht er mir wahnsinnig Spaß und ich freue mich auf die restlichen 8 Monate.

[9] Hallo


Mal wieder ein Hallo aus Barcelona. Wie die Zeit doch vergeht. Mit der Uni ist auch wieder der Alltag hier bei mir eingekehrt. Die Kurse sind ganz okay, manchmal verstehe ich nicht alles (wegen der Sprache!) aber ich kann mich nicht beklagen.Ansonsten ist alles beim Alten: meine Argentinier sind gut drauf, die Leute aus der Uni sind auch noch in Ordnung, und die Horden von Touristen werden auch langsam weniger. Jaja, es wird wohl Winter…

5.10.06

[8] Die Uni beginnt

Diese Woche haben meine BWL-Kurse angefangen. Bisher habe ich Glück gehabt: alle meine Kurse sind in Spanisch (und nicht in Katalan).
Die Klassen sind hier viel kleiner (max. 50 Personen), daher ist der Unterricht intensiver als in Mannheim. Obwohl die Professoren spanisch sprechen, kann ich nicht wirklich alles verstehen. Aber ich glaube, dass ich mich schnell an die Sprache gewöhnen werde. Leider habe ich Montag bis Mittwoch um 9 Uhr Uni, dass heißt ich muss um 7:30 aufstehen, was mir gar nicht gefällt, da ich mich doch sehr gut an den spanischen Tagesrythmus gewöhnt habe ;)

[7] Montserrat

Am letzten Sonntag war es mal wieder Zeit für einen Ausflug. Dieses Mal sind wir zu einem der Wahrzeichen Kataloniens gefahren, dem Kloster Montserrat. Montserrat liegt 30 km außerhalb Barcelonas und war während des Bürgerkriegs und vor allem danach ein Symbol des Widerstandes gegen Franco. Früh ging verließen wir Barcelona mit dem Zug, im Gepäck hatten wir ausreichend Nahrung für einen Wandertag. Vom Fuß des Berges machten wir uns auf den Weg. Bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen erklommen wir den steilen Anstieg. Es floss viel Schweiß, aber die einzigartigen Steinfelsen und der schöne Ausblick erleichterte das Wandern. Auf unserem Weg trafen wir nur wenig Leute, und ich hatte das Gefühl wir wären die einzigen, die das Heiligtum besichtigen würden. Aber als wir uns dem Kloster näherten wurde es immer lauter, und als wir die letzten Stufen erklommen konnten wir auch schon Herscharen von Touristen sehen. Dort oben gab es sogar Boutiquen und zahlreiche Autos. Wir waren relativ enttäuscht von der Touristenversammlung und nach einem kurzen Picknick wanderten wir weiter bergauf, um dem Massentourismus zu entfliehen. Ich hatte nicht einmal für einen kurzen Augenblick das Heiligtum Kataloniens angeschaut, es war einfach zu touristisch. Aber der weitere Weg entschädigte für vieles: eine wunderbare Aussicht, kaum Menschen und eine einzigartige Natur. Wir tranken Mate, genossen den Ausblick und machten uns dann auf den Rückweg, diesmal benutzen wir aber die Seilbahn (in den 30er Jahren von einer deutschen Firma gebaut!).Alles in allem war es ein sehr schöner Wandertag, und auch die vielen Touristen konnten das Bild nicht nachhaltig trüben.

Ich hoffe die Bilder können euch diesen einzigartigen Ort ein wenig näher bringen.